Hochwasser Juni 2024 - Reittherapie Islandpferdehöfle Apfelbaum

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Hochwasser Juni 2024

Infos
Der Schock ist immer noch nicht verdaut, auch jetzt, 5 Monate danach.
Niemand hätte ein solch gewaltiges Hochwasser in Druisheim für möglich gehalten.
Wir wohnen seit über 30 Jahren hier, sowas haben wir noch nicht erlebt.
Der Frühsommer 2024 ist sehr nass, es regnet immer wieder in Strömen, doch am 1.6. hat es einen Starkregen, der einfach nicht aufhört. Ich sage sie Stunden ab, so macht es keinen Sinn, ich versorge die Pferde, die gewohnt gelassen durch den regennassen Auslauf stapfen, das Wasser fließt schon seit gestern nicht mehr ab… Die Meldungen über bevorstehendes Hochwasser nehmen zu, ich denk immer: Aber doch nicht bei uns - aber der Pegel der Schmutter steigt und steigt.
Den ganzen Samstag bin ich angespannt, frage überall nach, jeder ist aufgeregt.… am Samstag abend schau ich extra um 22.00 Uhr nochmal runter, es ist aber alles in Ordnung…. aber ich merk schon, an der Feuerwehr vorne herrscht reges Treiben, eine ungute Stimmung liegt in der Luft. Um 22.30 klingelt die Feuerwehr: Es ist so weit, der gesamte Wörleweg muß evakuiert werden, einschließlich der Pferde. Mir wir heiß und kalt gleichzeitig, oje oje, wo sollen denn die Pferde so schnell hin? Zuerst ist der Kopf blockiert, dann denk ich, na klar, unsere oberste Koppel ganz hinten müßte doch reichen, die ist ja ein ganzes Stück weit oben.
Die Feuerwehr ist total nett, bietet Hilfe an, aber jetzt müssen wir Ruhe bewahren, denn es gilt mitten in der Nacht 7 Isländer zu evakuieren, die natürlich ansonsten immer brav und lieb sind. Aber natürlich merken sie, dass was nicht stimmt und Bedrohung in der Luft liegt. Ich rede ihnen gut zu und Gerhard und ich führen nacheinander mit Stirnlampen die Pferde rüber auf die Koppel. Die Pferde spüren die Aufregung, natürlich auch das Blaulicht der Feuerwehr und die ständigen Durchsagen mit Megaphon wirken beängstigend. Aber zuerst freuen sie sich, logisch, sie durften noch nie mitten in der Nacht auf die Koppel. Hurra, ist ja klasse, also saußten sie erstmal wild herum und waren dann mit Fressen beschäftigt, auch gut.
 
Irgendwie schafften wir es, alle 7 sicher rüber zu bringen, denn als die ersten drüben waren, wieherten die anderen schon. Ja der Zusammenhalt ist groß bei den Isis, aber sie wußten auch, sie müssen jetzt einfach folgen und sich brav führen lassen, nicht auszudenken, wenn sich doch einer in Panik losgerissen hätte….
 
Also, damit war es erstmal gut, wir blieben noch eine Weile oben, sperrten den Weg nach unten ab, und versuchten dann, zu schlafen, was nicht wirklich gelang. Schon um 5.30 stand ich auf und schaute sofort zu den Pferden, ein Glück, alles im grünen Bereich, sie waren schon wieder, oder immer noch mit Fressen beschäftigt, aber das Gras wurde langsam weniger. So, dann erstmal selber stärken und die Lage peilen.
 
Es war einfach schlimm, die Meldungen waren unterschiedlich, aber die Tatsache, dass es keine Jahrhundert – sondern eine Jahrtausendflut werden würde, beängstigte sehr. Die Schmutter ist gleich nebenan, noch schoß das Wasser unter der Brücke durch, aber wie lange noch. Die Wiese gegenüber unserem Stall war schon komplett überschwemmt.
 
Jetzt hieß es, in Windeseile zu retten, was zu retten ist, also schnell wenigstens die teuersten Sättel und Ledersachen retten. Und ganz wichtig: Den Pferden mußten wir ja jetzt irgendwie noch Heu und Wasser bringen, und wir wußten ja nicht, für wie lange. Also karrten wir schubkarrenweise das Heu rauf. Wir konnten von unserem lieben Heulieferanten noch einen Ballen bekommen, den wir ganz oben an der Hauptstraße plazierten. Wir konnten ja von unten kein Futter mehr holen, das stand inzwischen im Wasser. Wir holten frisches Wasser und Behälter, die Pferde fanden das Ganze noch recht amüsant, den ganzen Tag auf der Koppel, mal was Neues. Wir arbeiteten, ohne nachzudenken,  taten, was getan werden mußte.
Jetzt verschwand der Wörleweg immer mehr unter den Wassermassen, zuerst konnten wir noch mit Gummistiefeln durch, dann ging auch das nicht mehr. Und das Schlimmste: Wir mußten zusehen, wie unser geliebtes Islandpferdehöfle so langsam im Wasser versank - es war einfach nur schlimm. Aber ok, die Pferde waren in Sicherheit, ich machte mir noch Sorgen um die Katzen, aber da vertraute ich auch auf ihren natürlichen Instinkt, daß sie sich nach oben, den Hang hinauf retten würden. Ich schaffte es noch, dort eine Futterstelle einzurichten.
Ja, die Katastrophe nahm ihren Lauf, der Damm in Nordendorf brach, und auch der in Druisheim bekam Lücken, die Wassermassen waren unvorstellbar. Jetzt kroch das Wasser schon über die erste Koppel Richtung zu den Pferden, und jetzt merkten sie wirklich, dass das alles so gar nicht o.k. war. Aber unsere Herde ist stabil. Die Ranghohen verbreiteten Sicherheit, die Senioren blieben durch ihre vielen Erfahrungen cool, und die Jüngeren hielten sich an ihre „Beschützer“.Ich setzte mich einfach dazu, und versuchte, durch Ruhe und Gelassenheit, Sicherheit zu vermitteln, was zum Glück gelang.
5 Tage mußten die Pferde dortbleiben, durch den vielen Regen kamen jetzt die Mücken und Bremsen in Scharen. Ich versuchte, durch Fliegenhauben und decken die Pferde zu schützen, ich fütterte Heu ohne Ende, fressen beruhigt bekanntlich. Ja, was soll ich sagen, die Pferde hatten es geschafft, wir fingen am 4. Tag, als das Wasser endlich zurück ging an, die gröbsten Reinigungsarbeiten zu machen, so dass wir am Tag 5 die Pferde holen konnten.
Was waren wir froh, dass alles doch so glimpflich ausging.
Aber die Spätfolgen dauern immer noch an, wir haben immer noch Reperaturarbeiten, ich mußte die Pferde wieder stabilisieren und wieder mit viel Vertrauen an ihre Arbeit erinnern, auch die Pferde brauchten Zeit, alles zu verdauen.
Ich möchte hier noch einmal unseren herzlichsten Dank aussprechen, an alle tollen Helfer, die sofort oder später ihre Unterstützung anboten, ohne die wäre es nicht gegangen! Die tollen Sachspenden, Futtersäcke, Heuballen, die finanziellen Hilfen der Gemeinde, meines TraB Vereins, von privat und der Kartei der Not, alles in allem bekamen wir damit auch wieder den Mut, weiter zu machen, auch wenn es manchmal schon echt schwer war, und immer noch ist. Vielen vielen herzlichen Dank!!!!
Kontakt

Islandpferdehöfle
Wörleweg
86690 Druisheim


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